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75 Jahre – Unsere Republik und ihre Bilder

Vortrag von Historiker Gerhard Paul an der WvO

Am 1. Oktober hielt Professor Dr. Gerhard Paul im Rahmen einer Abendveranstaltung an der WvO einen Vortrag zu seinem Spezialgebiet der historischen Forschung namens „Visual History“ und stellte dabei Bilder aus seinem neuen Buch „Die Bundesrepublik – Eine visuelle Geschichte“ vor. Die Veranstaltung fand in Kooperation mit der Stadt Dillenburg und dem Förderverein „Wilhelms Freunde“ statt.

Die Person – Wer ist Gerhard Paul?

Gerhard Paul ist ein 1951 in Biedenkopf geborener Historiker, der sich seit ca. 2005 mit dem Thema befasst, die Geschichte nicht nur anhand von Texten zu ergründen, sondern auch anhand von Bildern. Durch diesen innovativen Zugang zur Geschichte hat er schon viele Auszeichnungen erlangt. Von 1994 bis 2016 war Gerhard Paul als Professor für Geschichte und ihre Didaktik an der Universität Flensburg tätig, wo er auch nach seiner Pensionierung als Seniorprofessor weiterforscht.

Der Abend – Von der Bonner Republik bis zur Ampel-Politik

Nach einer kurzen Begrüßung durch Fachbereichsleiterin Kerstin Renkhoff und den Kursleiter des Q1-Geschichte-Leistungskurses Jonas Seibel zeigte Gerhard Paul mithilfe einer umfangreichen Bildpräsentation, wie sich die visuelle Darstellung der Geschichte im Laufe der Zeit verändert hat und wie sie seit jeher und auch heute beispielsweise von Politik und Medien genutzt bzw. missbraucht wird. Dabei spiele auf der einen Seite die Presse eine große Rolle, in der manchmal durch falsche bzw. bearbeitete Bilder das Zeitgeschehen unglaubwürdig dargestellt werde. Auf der anderen Seite zeigte Gerhard Paul, wie sich  Politiker von den Pressefotografen so ablichten ließen, dass sie nur im besten Licht dastünden.

Anschließend wurde Gerhard Paul im Gespräch mit Jonas Seibel zur Visual History interviewt und nach seinem Zugang zu dieser Methode und zu ihrer Funktion befragt. Er erklärte, dass er realisiert habe, wie die Geschichte für die meisten Menschen nur aus Büchern gelesen und im Nachhinein Geschriebenes erörtert werde. Bilder würden, abgesehen davon, dass diese auch mehr und mehr verändert werden können, Geschehenes deutlich besser und realitätsnäher beschreiben. Die Notwendigkeit dieser innovativen Auseinandersetzung mit historischen Bildern hätten auch viele Universitäten erkannt und dies in die historischen Studiengänge aufgenommen.

Professor Paul führte im weiteren Gespräch auch die Möglichkeit der Nutzung von Bildern im Unterricht an. Man solle gelegentlich von den üblichen Gemälden und Karikaturen abschweifen und sich auch mal mit „geschossenen“ Bildern befassen.

Im Anschluss an das Gespräch zeigte er am Beispiel eines berühmten Fotos, wie die Geschichte in verschiedenster Weise verändert dargestellt werden kann, und erzählte die wahre Geschichte hinter dem Foto des fliehenden Mädchens Kim Phúc im Vietnam-Krieg. Dabei stellte er heraus, wie Bilder auch fernab ihrer eigenen Geschichte von der Presse genutzt werden können und sich so in unser kollektives Geschichtsgedächtnis einbrennen.

Zum Ende hin gab es noch Zeit für Fragen und dank der Dillenburger Buchhandlung Rübezahl auch die Möglichkeit, das Buch zu erwerben und signieren zu lassen.

Das Buch – Die Bundesrepublik. Eine visuelle Geschichte

Wie schon erwähnt zeigte Professor Paul an dem Abend viele Bilder, welche sich auch in seinem Buch „Die Bundesrepublik. Eine visuelle Geschichte“ wiederfinden. In diesem Buch wird die deutsche Geschichte von der Bonner Republik über die Berliner Republik bis hin zur gegenwärtigen „Ampel-Republik“ mit der Unterstützung von über 500 Bildern beschrieben. Dabei wird auch auf das Weltgeschehen zu den genannten Abschnitten eingegangen, um die politischen Handlungen und die Entwicklung der Presse besser zu verstehen.

An der Art, wie das Buch gestaltet ist, sieht man die starke Verbindung zwischen der Methode Visual History und Gerhard Paul. Er ist nicht nur ein Historiker, der sich mit Bildern befasst und diese genauer analysiert, sondern man kann ihn durchaus als den Paten der deutschsprachigen Visual History bezeichnen.

 



2024
copyright Text: Maxim Bauk, Feyza Kirman (LK Geschichte Q1 SBEL)
copyright Foto: Kerstin Renkhoff, Jonas Seibel, Amalia Richter
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