Navigation

Juden – nirgendwo sicher

Marko Martin liest aus seinem neuen Buch

Zum ersten Jahrestag des Terroranschalags der Hamas auf Israel vom 7. Oktober 2023 fand an der WvO Dillenburg am 10.10.2024 eine Autorenlesung statt. Die Veranstaltung wurde in Kooperation des Dillenburger Gymnasiums mit der GCJZ Dillenburg durchgeführt.

Nach einer kurzen Begrüßung duch Studiendirektorin Kerstin Renkhoff als Gastgeberin übernahm Dr. Christoph Münz – Mitveranstalter der Autorenlesung und zugleich einer der Vorsitzenden der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Dillenburg – das Wort.

Er kritisierte zunächst die antisemitische Grundstimmung des linken Kulturbetriebes in Deutschland und wies weiter auf die antiisraelischen Demonstrationen im linken und queeren Berliner Milieu hin. Zum Schluss seiner Ausführungen stellte Münz die rhetorischen Fragen: „Was macht all dies mit den Juden? Was können wir jetzt tun?”

Der Autor und sein Buch

Nach dieser Einführung begann Marko Martin aus seinem frisch erschienenen Buch "Es geschieht jetzt. Jüdisches Leben nach dem 7. Oktober" vorzulesen. Das Buch hat eine „einfache” Entstehunsgeschichte: Martin hat ein Jahr lang Gespräche mit Freunden und den am 7. Oktober Mitbeteiligten geführt und dabei sich selbst sowie die deutsche und israelische Gesellschaft reflektiert. Oft geht es um ganz normale, alltägliche Begegnungen und Tätigkeiten wie den Besuch einer Tango-Schule, die Arbeit in einem Call-Center oder einfach private Gespräche zwischen Bekannten....oder einen ganz profanen Brief mit einer Mieterhöhungssmitteilung.

Das alles wird aber eingebettet in die jüdische Geschichte, die Geschichte der Verfolgung der Juden und ihrer beinahen Vernichtung. Und zugleich ist das die Geschichte der Hoffnung, des Wiederaufbaus bzw. des Zionismus. Viele Gedanken, Gespräche und auch die (Selbst-)Reflexion des Autors kommen jedoch auf das Traumatische des Hamas-Terroranschlags vom 7. Oktober 2023 zurück. Der Leitfaden des Buches kreist um die Zeit vor, während und nach diesem „schwarzen Tag”.

Alles wurde in eine unkompizierte Alltagsprache gekleidet und bei vielen Dialogen bekommt man das Gefühl, als ob man selbst dabei wäre, so einfach zugänglich erscheint das Werk. Genau das macht das Leseerlebnis auch so intensiv.

Der Autor und sein Publikum

Angeregt durch seine Textpassagen wurden Marko Martin viele persönliche, politische, gesellschaftliche sowie auch literarische Fragen gestellt. Der Autor verortete sich selbst als einen kritisch denkenden, „desillusionierten” pragmatischen Linken bzw. Progressiven. Er hat mit der Kritik an der Netanjahu-Regierung und der israelischen Siedlungspolitik nicht gespart und kritisierte zugleich aber auch die Verhältnissse in Deutschland. Zum Beispiel bemängelte er fehlende Israel-Solidarität und -Empathie, politische Radikalisierung, Selbstbeweihräucherung, Ritualisierung, Kälte und Verweigerung der deutschen Gesellschaft. Auch den Israel-Hass der intellektuellen Grupen sowie die Kontinuität der verwehrten Unterstützung Israels. Insgesamt ein eher kritisch-pessimistisches Bild Deutschlands.

Fazit

Dem Vortrag haben ca. 40 Besucher unterschiedlichen Alters gespannt zugehört. Das Publikum hatte auch viele Fragen, die weit über das vorgestellte Buch hinausgingen. Es ging im Kern um das deutsch-jüdische Verhältnis und um den ehrlichen Umgang miteinander. Viele haben auch beklagt, dass sich für diese Problematik nur die Generation 50+ interessiere und die junge Generation fast gar nicht. Das Buch zeigt auf eine subtile Weise wie „Juden von den Deutschen alleine gelassen wurden/werden.” Es vesucht auch das Unfassbare des Pogroms vom 7.10.2023 in Worte zu fassen und zu verarbeiten: „Israel ist wie eine kleine Nachbarschaft, die sich nun alleine und total verlassen fühlt.” – so der Autor.

Marko Martin plädiert für Tikkun Olam (dt. die Reparatur der Welt). Es ist das Prinzip des menschlichen Miteinenders, bei dem Stück für Stück Menschen sich helfen und so die Welt – nicht sofort, aber tätig – ein wenig besser machen. Martin zum Schluss: „In Israel habe ich die besten Freunde der Welt.”



2024
copyright Text: Paul Sajon, WvO
copyright Foto: Paul Sajon, WvO
  • StudiumPlus 4c

  • ses

  • logo tsv steinbach

  • naturland lahn dill

  • beruf

  • FAZ

  • Delf Scolaire CMJN

  • Cambridge English Advanced logo

  • Telc GmbH logo

  • logo uni siegen farbig transparent

  • Jugend debattiert

  • bob

  • KSt.Stempel

  • Edkimo

  • T deutsche telekom stiftung partnerlogo

  • DigitaleSchule 02

nach oben