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Spielbasierte Studienorientierung an der Technischen Hochschule Mittelhessen

Ein Teilnahmebericht von Schülerin Vanessa Gonschorek

Viel Spaß, Einblicke ins Studium und eigene Selbstreflexion. Mit diesen drei Stichpunkten würde ich meine Zeit bei „mission:me“ beschreiben. Vom 17. bis 28. Juni 2024 nahm ich an einem spielbasierten Programm der Studienorientierung der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen teil. Deutschlandweit einzigartig findet an der THM in Gießen und Friedberg jährlich ein zweiwöchiges Praktikum statt, bei welchem Teilnehmende Erfahrungen mit dem Studierendenalltag gewinnen sollen und die Studienangebote in den MINT-Fächern an der THM kennenlernen können. Dieses Jahr nahmen mit mir 43 weitere Schülerinnen und Schüler aus anderen Schulen teil, beispielsweise aus der Gesamtschule Gießen-Ost in Gießen oder dem Burggymnasium in Friedberg. Von der WvO war ich die einzige Teilnehmerin.

Besonders an mission:me ist das spielerische Konzept. In Form eines „serious games“ werden wichtige Studieninhalte vermittelt und ein authentischer Einblick in die Studiengänge gegeben. Hauptbestandteil von mission:me waren sogenannte Missionen, die täglich stattfanden. Bei einer Mission namens „Hot n` Cold“ traf ich mich mit einer Gruppe von weiteren elf interessierten Teilnehmern in einer Werkstatthalle der Hochschule in Gießen, zusammen mit einem Dozenten und einem Studenten, welche die Mission anleiteten. Zuerst gab es eine theoretische Einführung zum Aufbau von Verbrennermotoren. Daraufhin durften wir einen Vier-Zylinder-Motor auseinander- und wieder zusammenbauen. Zudem durften wir mit Bootsmotoren experimentieren und es wurde uns anhand eines Experiments und Aufgaben zu Resonanz erklärt, warum Kleinkinder leicht autokrank werden. Zum Ende der Mission stellte sich heraus, dass es sich um den Studiengang „Maschinenbau“ handelte.

Eine weitere Mission, die ich besuchte, fand in Friedberg statt. In der Mission „Flash- in Blitzlicht“ trafen die Teilnehmer sich mit einem Professor der Hochschule in einem aufgebauten Fotostudio. Zuerst erfolgte wieder ein theoretischer Teil zum Aufbau von Kameras und Kameraeinstellungen sowie Lichtverhältnissen und Kamerabildern als Dokumentationsmöglichkeit. Danach wurden die acht Teilnehmenden der Mission in drei Gruppen eingeteilt. Die erste Gruppe blieb im Fotostudio und wir schossen professionelle Portraitfotos voneinander, die wir auch später mit nach Hause nahmen. Eine andere Gruppe beschäftigte sich mit „Lightpainting“, einer Methode, in der man mit einer Taschenlampe und einem dunklen Raum die Möglichkeiten einer Kamera austestet. Die dritte Gruppe machte ein kreatives Projekt namens „Hidden Faces“. Bei diesem sucht man Gesichter in Alltagsgegenständen und erfährt so etwas über die eigenen Affinitäten in Gesichtern, wie uns der Professor erklärte. Dabei tauschten wir auch die Gruppen, sodass jeder alle drei Aufgaben machen konnte. Hinter dieser Mission verbarg sich kein konkreter Studiengang, dennoch war es interessant für jeden oder jede, der oder die sich für Fotografie interessiert.

Eine weitere Mission nannte sich „Tech Treasure“. Ein Student führte uns durch die Arbeitsräume, in denen weitere Studierende an ihren Projekten arbeiteten oder programmierten. Danach bekam dann jeder Teilnehmer eine Box, die einen Motor, Drähte und ein Steckbrett im Inneren beinhaltete. Eine erste Aufgabe war es, mithilfe eines Bauplans und einer Tabelle die Drähte richtig mit dem Streichbrett und Motor zu verbinden. Dabei bekamen wir hilfreiche Einblicke in die Bestandteile wie Aktoren, Sensoren und die Steuerungstechnik. Die zweite Aufgabe bestand darin, die Box an einen Computer anzuschießen und zu programmieren, um es möglich zu machen, auf die Anzeigetafel der Box vom Computer aus schreiben zu können. Dieser Teil gefiel mir besonders gut, obwohl ich zuvor wenige Berührungspunkte mit Informatik hatte. Ich lernte mehrere Befehle und Teile zum Aufbau eines Codes und das Zurückgreifen auf eine Library, zur Vereinfachung des Programmierens. Um letztendlich die Box öffnen zu können, bekamen wir ein Rätsel, in dem es Ziel war, später auf die Kaprekar-Konstante zu kommen. Mit dieser Kombination ließ sich die Box öffnen. Im Inneren der Box befand sich ein sogenannter MINTI, das ist eine 3D-gedruckte mission:me-Figur. Auf dem MINTI stand „Ingenieur-Informatik“, womit dann der Studiengang dieser Mission aufgedeckt wurde.

Die jeweiligen Studiengänge wurden immer erst nach bzw. im Verlauf der Mission verraten, um ein offenes und unvoreingenommenes Kennenlernen der Inhalte zu ermöglichen. Während der Missionen sei es Ziel, die Studieninhalte und Arbeitsweise möglichst umfangreich und realistisch für die Teilnehmenden wiederzugeben, so Julius Jay Butler, Projektleiter von mission:me. Neben den Missionen war es außerdem vormittags möglich, an richtigen Vorlesungen nach Interesse mit schon Studierenden teilzunehmen, was ein Gefühl für den Studierendenalltag ermöglichte. Ich habe zum Beispiel an Vorlesungen zu Architektur, Klimaschutz, Umwelt- und Sicherheitsingenieurwesen und Bioinformatik teilgenommen. Weiterer Baustein von mission:me sind sogenannte „Quests“. Das sind freiwillige Aufgaben, um den jeweiligen Campus in Friedberg bzw. Gießen und die anderen Teilnehmenden besser kennenzulernen. Eine Quest war es beispielsweise, sich mit noch unbekannten Teilnehmenden von mission:me auf einen Kaffee zu treffen und über Zukunftspläne und deren Interesse an dem Praktikum und MINT-Fächern zu sprechen. Weitere Quests waren das AStA-Büro zu finden oder die Motorsport-Werkstatt der Hochschule aufzusuchen, mit den Studierenden vor Ort ein Selfie zu machen und sich mit ihnen zu unterhalten. Um den Spielcharakter von mission:me zu unterstreichen, wurden für Missionen, Quests und Vorlesungen Punkte verteilt.

Am letzten Praktikumstag gab es ein gemeinsames Zurückblicken auf die vergangenen zwei Wochen und eine Preisverleihung an die zehn Teilnehmer, die am meisten Punkte gesammelt hatten.

Missionen wurden von Studierenden aus dem jeweiligen Studiengang entwickelt und geleitet. Leiter des Projekts ist Julius-Jay Butler. Er ist schon seit 2014, seit den Anfängen von mission:me, dabei und entwickelte das Programm stetig weiter. Neben seinem Medieninformatikstudium arbeitete er als studentische Hilfskraft an der THM. Später übernahm er das Projekt, da er das Potenzial darin sah, noch über ihre berufliche Zukunft unschlüssige Schüler und Schülerinnen einen authentischen Überblick über Anforderungen und Möglichkeiten eines Studiums zu vermitteln. „Wenn ein Teilnehmer mir später sagt, er/sie ist durch mission:me zu mehr Klarheit gekommen, welcher Weg für ihn/sie der richtige ist, sehe ich das als gutes Zeugnis meiner Arbeit und das motiviert mich weiterzumachen“, sagt er.

Dieses Jahr nahmen Teilnehmer von elf verschiedenen Schulen teil. Viele nutzen es auch als Alternative zu ihrem Betriebspraktikum, welches in der elften bzw. zwölften Klasse an deren Schule verpflichtend ist. Übrigens wird gerade an einer digitalen Form von mission:me gearbeitet, von welcher ich auch Alpha Tester sein durfte, um zukünftig auch Studieninteressierten, die nicht die Möglichkeit haben, vor Ort teilzunehmen, die Chance zu geben, die Studiengänge interaktiv kennenzulernen.

Bewerben für mission:me kann man sich auf der mission:me-Website in dem jeweiligen Bewerbungszeitraum. Der Bewerbungsprozess besteht darin, dass der Interessent mehrere Fragen auf der Website beantwortet, in denen er/sie vor allem sein/ihr Interesse am ins Studieren schnuppern und MINT- Fächern widerspiegelt.

Im Gespräch mit anderen Teilnehmern hörte ich viel positives Feedback bezüglich mission:me. Viele meinten, sie seien sich jetzt sicherer, ob und was sie später studieren wollen. Einige meinten sogar, sie hätten ihren Traumstudiengang schon an der THM gefunden.

Mir persönlich hat mission:me neben den lehrreichen und spannenden Inhalten auch einfach sehr viel Spaß bereitet. Vor meinem Praktikum waren mir die Vielzahl und Vielfalt an technischen-, MINT- sowie interdisziplinärer Studiengänge gar nicht bewusst. Durch mission:me erhielt ich einen guten Überblick. Auch meine eigenen Stärken und Interessen haben sich durch die Teilnahme verstärkt und weiter herausgearbeitet. Noch habe ich mich nicht entschieden, was ich studieren möchte, aber ich bin dieser Entscheidung durch mission:me definitiv nähergekommen.

 



2024
copyright Text: Vanessa Gonschorek (E2A)
copyright Foto: Vanessa Gonschorek (E2A)
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