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„Ringelnatter, Blindschleiche, Erdkröte und Co“ – Pflegeeinsätze im Biotop Uckersdorf mit Gewässerbestimmung am Ambach

Mit Ende des Schuljahres heißt es in den Sommermonaten „ranklotzen“ im Schulbiotop „Ambachaue“ zwischen Uckersdorf und Burg. Mit Handschuhen, Spaten und Co ausgestattet, waren bei optimalen Wetterbedingungen die beiden Biologie-Leistungskurse Q2 von Frau Finke und Frau Weber, die beiden Grundkurse Q2 von Herrn Haus und Herrn Jung sowie der Wahlunterrichtskurs 10 „Naturschutzprojekte“ in den vergangenen Wochen im Einsatz. Neben diversen Landschaftspflegearbeiten in den Biotopen entlang des Radwegs zwischen Uckersdorf und Burg waren wissenschaftliche Untersuchungen im angrenzenden Ambach die Schwerpunkte der einzelnen Exkursionen.   

Pflegeeinsatz im Reptilien- und Amphibienbiotop

Erfolge der bisherigen Biotoparbeit konnten gleich zu Beginn beobachtet werden. Insgesamt konnten die Kurse eine Anhäufung von 8 Ringelnattern am frühen Morgen auf dem Bahndamm sichten. Neben diesen konnten auch weitere prachtvolle Exemplare der Barren-Ringelnatter und Blindschleichen beim „Sonnenbad“ beobachtet werden. Da Reptilien, wie die genannten Schleichen und Nattern, wechselwarm sind und warme, sonnige Oberflächen nutzen, um ihre eigene Körpertemperatur zu erhöhen, wurden bei vorherigen Aktionen der Schule verschiedene Flächen aus dunklen Steinen und Sand errichtet, die sich besonders gut erwärmen. Starker Gras- und Moosbewuchs verhindert allerdings das Erwärmen, weshalb die Aufgabe der Schülerinnen und Schüler zuerst einmal darin bestand, die alte Bahntrasse von Gräsern, Himbeersträuchern und weiterem Überwuchs zu befreien. Außerdem wurde der Bahndamm durch junge Weißdornsträucher zu stark beschattet, sodass diese zurückgeschnitten werden mussten.

Im Anschluss ging es in das angrenzende Auenbiotop. Durch die warme und sehr feuchte Witterung der letzten Wochen „explodierte“ die Vegetation sprichwörtlich, wodurch das Besichtigen der angelegten Tümpel kaum möglich war. Eigentlich steht vor Ort die Erweiterung dieser Kleinsttümpel, die u.a. Amphibien als Fortpflanzungsstätte benutzen, an. Im Laufe der Zeit überwuchert die Vegetation die Wasserfläche und die Tümpel verlanden letztlich, sodass an den Verlandungszonen die Tümpel erneut ausgehoben werden müssen.

Ausgestattet mit Spaten hieß es dann für einzelne Gruppen, die Tümpelflächen freizulegen und zu erweitern. Aufgrund der ungebremsten Motivation der Lernenden wurden den sommerlichen Temperaturen zum Trotz durch die schweißtreibende Arbeit auch neue Tümpel angelegt. Nun kann man nur hoffen, dass durch die aktuellen Niederschläge diese mit Wasser volllaufen und als zusätzlicher Lebensraum dienen können.

Ein weiterer Baustein der Pflegearbeiten liegt in dem Entfernen des Drüsigen Springkrauts. Die auch als „Indisches Springkraut“ bekannte invasive, neophytische Pflanzenart breitet sich durch ihre enorm hohe ökologische Potenz rasant aus und verdrängt dabei eine Vielzahl heimischer Pflanzen. Aber besonders diese gefährdete Artenvielfalt macht den Wert eines Lebensraums für Tiere und Pflanzen aus. Und so zögerten die Schülerinnen/Schüler nicht lange und zupften eine unfassbar große Anzahl von Vertretern des Springkrauts samt Wurzel aus dem Boden.

Da Pflegearbeiten im Biotop sehr anstrengend und kräftezehrend sind, hat sich auch in diesem Jahr die Naturlandstiftung Lahn-Dill e.V. um ihren Vorsitzenden Herrn Horst Ryba bereit erklärt, die Einsatztruppe mit einer Runde Pizza zu versorgen! An dieser Stelle auch nochmal der Dank für die sehr leckere Essensspende! Darüber hinaus finanziert die Stiftung für zukünftige Pflegeeinsätze eine Schubkarre und weitere Handgeräte.

Gewässeruntersuchung am Amdorfbach

Am Ende der Exkursion führten die Kurse eine Gewässeranalyse des Amdorfbaches durch. Besonders bei den sommerlichen Bedingungen war der Aufenthalt im und am Bach eine willkommene Abwechslung. Neben der chemischen Wasseruntersuchung wurden über einen Zeitraum von 30 Minuten Zeigerorganismen eingesammelt und dokumentiert. Neben vielen Köcher- und Eintagsfliegenlarven sowie Bachflohkrebsen können vor Ort auch Fische, wie u.a. Grundeln oder Krebse, gesichtet werden. Bestätigt durch die chemischen Analyseergebnisse konnte durch die Lebendfunde die ökologische Zustandsklasse des Gewässers mit einem Gesamtsaprobienindex von circa 2 erfasst werden. Dies entspricht der Gewässergüteklasse II, wodurch die Gewässerqualität des Amdorfbaches als „gut“ eingestuft werden kann. 

Die Schülerinnen und Schüler erhielten durch die Arbeit im Biotop einen Einblick, wie unterschiedliche Ökosysteme miteinander vernetzt sind und in welcher Wechselwirkung die betreffenden Lebewesen zueinanderstehen. Weitere abiturrelevante Themen wurden durch die Güteklassebestimmung des Amdorfbaches aufgegriffen und praktisch erfahrbar gemacht. Durch die Begegnung mit typischen Biotop-Lebewesen (Ringelnatter, diverse Libellen- und weitere Insektenarten) sowie durch die Erkenntnis, dass man in kürzester Zeit mit einfachen Mitteln der Natur und somit der Biodiversität helfen kann, bleiben die Erlebnisse des Tages bei den Schülerinnen/Schüler nachhaltig in Erinnerung. Die Aussage einiger Schülerinnen und Schüler, wonach „das Arbeiten in der Natur ein gutes und entschleunigendes Kontrastprogramm zum hektischen Alltag sei“, unterstreicht die gemachten Beobachtungen.

 

 

2024
copyright Text: Timo Jung, WvO
copyright Foto: Ann-Christin Finke, Sedric Haus, Timo Jung (WvO)
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