Berlin: Die Stadt des Geschehens und Gedenkens
Drei Leistungskurse der WvO erkunden die Hauptstadt
Die Leistungskurse Erdkunde, Politik & Wirtschaft sowie Geschichte machten sich in der zweiten Woche nach den Weihnachtsferien für eine viertägige Studienfahrt auf nach Berlin. Unter der Leitung von Julia Schäfer-Schmitt, Ines Liebnitz und Radek Nickel wurden die LKs von dem Mitglied des deutschen Bundestages (MdB) Peter Heidt (FDP) eingeladen. Unterstützt wurde die mehrtägige Exkursion außerdem vom Förderverein.
Drei gesellschaftswissenschaftliche Leistungskurse der Wilhelm-von-Oranien Schule (WvO) machten sich an einem verregneten Montagmorgen auf die Reise nach Berlin. Bereits auf der Hinreise wurde das Programm diskutiert und auch Erfahrungen, die man schon mal mit der Hauptstadt gemacht hatte, wurden ausgetauscht. Als die SchülerInnen dann gegen 16:30 Uhr, nach einer achtstündigen Fahrt, in Berlin ankamen, war ihr Programm für den Anreisetag allerdings noch nicht beendet. Am Abend wurde noch das Museum „Topographie des Terrors“ besucht. Dies zeigt eine Epoche in Berlin – die NS-Zeit, die an den anderen Tagen eher weniger im Vordergrund stand. Vielmehr wurde der Fokus auf die DDR-/BRD-Geschichte Berlins gelegt. So stand auch der folgende Tag im Zeichen der DDR-Geschichte.
Am Dienstag standen zwei Programmpunkte auf der Agenda. Zunächst begaben sich die Leistungskurse zur „Gedenkstätte Hohenschönhausen“. Dort erhielten sie zu Beginn eine ausführliche Darstellung der Geschichte des Stasi-Gefängnisses. Die passende Umgebung half dabei, sich das Geschehen bildlich besser vorzustellen zu können. Der anschließende Arbeitsauftrag ließ die SchülerInnen die Ausstellungshalle eigenständig erkunden und sich auf das anstehende Gespräch mit einem von zwei Zeitzeugen vorzubereiten.
Die zwei Zeitzeugen erlebten und verbanden unterschiedliche Geschehnisse mit ihrer Zeit in dem Gefängnis der Stasi, doch beide eröffneten den Leistungskurslern einen tiefen Einblick in den Alltag eines Inhaftierten.
Sie führten die Zuhörer durch die Zellen und vermittelten ein umfassendes Verständnis für das Unrechtssystem der DDR. Der Zeitzeuge führte die Gruppe zudem durch die Verhandlungsräume, erklärte die Strategien der Stasi-Mitarbeiter und teilte persönliche Erfahrungen in den Räumlichkeiten, wodurch sich ein klares Bild des Geschehenen ergab. Nach diesem fesselnden und äußerst informativen Rundgang erzählten die Zeitzeugen ihre eigene Geschichte von der Inhaftierung bis zur Freilassung. Am Ende gab es für die SchülerInnen die Möglichkeit, in einem Interview noch offene Fragen zu klären oder ganz neue Aspekte in den Fokus zu nehmen, wie beispielsweise die Reaktion der Familien auf die Inhaftierung oder die Frage nach der Verarbeitung des Erlebten.
Der späte Nachmittag wurde im Dokumentationszentrum „Bernauer Straße“ verbracht. Dort lag der Fokus vor allem auf der Berliner Mauer. Der Innenbereich beherbergte zahlreiche Objekte aus der BRD-/DDR-Geschichte sowie Videos mit Interviews, in denen der Fall der Berliner Mauer thematisiert wurde. Im Außenbereich stach die Kapelle der Versöhnung als besonderes Highlight hervor. Bis heute wird um 12 Uhr mittags der Mauertoten gedacht. Nach dem Besuch dieses einzigartigen Ortes genossen alle den Dienstagabend ohne weiteres Programm und erkundeten in ihrer Freizeit Berlin.
Am Mittwochmorgen ging es los zu einer dreistündigen Stadtrundfahrt mit dem Bus. Der Tourguide begann gut gelaunt direkt mit einer kleinen Einführung in den Berliner Dialekt. Er verriet, dass man den Buchstaben „G“ in Berlin nicht kenne und verwendete häufig das Wort „icke“, was viele amüsant fanden.
Nach diesem Einblick in die Welt der Dialekte ging die Stadtrundfahrt los. Der Guide begann, Fragen zu stellen, um die doch recht lange Stadtrundfahrt etwas abwechslungsreicher zu gestalten. Wer richtig antwortete, bekam Punkte und der Gewinner durfte sich am Ende einen Schlüsselanhänger aussuchen.
Die Fragen reichten von geschichtlichen Ereignissen, über aktuelle Themen bis hin zu nicht ganz ernst gemeinten Scherzfragen, um die Stimmung aufzulockern. In diesem Zusammenhang erfuhren die SchülerInnen, dass in Berlin mit dem Fernsehturm der größte Spargel Deutschlands wachse, oder dass das Finanzministerium nur deswegen so viele Fenster habe, damit möglichst viel Geld herausgeworfen werden könne.
Unterbrochen wurde die Fahrt durch eine dreißigminütige Pause am Checkpoint Charlie und etwas später endete die Rundfahrt am Brandenburger Tor. Nach einem Applaus für die lustige und interessante Stadtrundfahrt und einem schnellen Gruppenfoto vor dem Brandenburger Tor waren drei Stunden Freizeit eingeplant, bevor der nächste Programmpunkt im Paul-Löbe-Haus anstand.
Die Einladung dorthin erfolgte durch MdB Peter Heidt von der FDP, Sprecher für Menschenrechte und humanitäre Hilfe. Allerdings war dieser, da keine Sitzungswoche war, nicht anwesend. Glücklicherweise konnte seine Mitarbeiterin für ihn „einspringen“, einige spannende Einblicke in den Alltag eines MdB geben und anschließend auch noch die eine oder andere Frage beantworten.
Um 17:30 Uhr waren die SchülerInnen dann für ein Abendessen in der Besucherkantine eingeladen. Frisch gestärkt ging es als Höhepunkt des Tages noch in den Bundestag. Auch dort waren leider keine Abgeordneten und dementsprechend auch keine parlamentarischen Aktivitäten zu beobachten. Dennoch wurde die Besuchertribüne besichtigt und auch ein Vortrag zu den Räumlichkeiten und Sitzungen fand statt.
Zum Beispiel wurde die Frage geklärt, warum die Deutschlandflagge an einem Holzstab befestigt ist, der aus dem Gesamtkonzept des Gebäudes hervorsticht, während die Europaflagge doch einen Metallstab besitzt. Erklärt wurde dies damit, dass die Deutschlandflagge noch aus dem Parlament aus Bonn stammt und ein Stück „Vergangenheit“ in dem recht modernen Gebäude repräsentieren soll.
Anschließend wurden noch ein paar Räumlichkeiten des Bundestages vorgestellt, bevor zum Abschluss noch die Kuppel besichtigt wurde und Berlin bei Nacht bestaunt werden konnte. Damit endeten das Programm des Tages und auch das Programm der Studienfahrt.
Die SchülerInnen fuhren am Donnerstagmorgen zurück nach Dillenburg. Allerdings nicht, ohne bei der Abreise durch die Stadt nochmal die letzten Tage Revue passieren zu lassen. Auch die Busfahrt zurück gestaltete sich angenehm, wenn auch deutlich ruhiger, da die meisten Reisenden von den Ereignissen der Tage in Berlin und dem etwas zu kurz gekommenen Schlaf erschöpft waren und die Rückfahrt größtenteils schlafend verbrachten.
Festzuhalten ist, dass die Studienfahrt nach Berlin mit dem ausgewogenen und lehrreichen Programm einen Eindruck hinterlassen hat. Es bleiben Erinnerungen an die Gespräche mit den Zeitzeugen, neue Informationen rund um die innerdeutsche Grenze und ganz allgemein an eine schöne Zeit, die zusammen verbracht werden konnte.