„Einfach nur lost?!“
Berufsorientierung der Generation Z – Rotary Club Dillenburg führt an vier Schulen Berufsinformationstag durch
Sich für einen Beruf zu entscheiden, war noch nie leicht. Für junge Menschen ist es durch die Vielfalt an Möglichkeiten und dem rasanten Wandel des Arbeitsmarktes in der heutigen Zeit nicht unbedingt leichter geworden. Die Generation Z (der Generation Z werden überwiegend diejenigen zugerechnet, die zwischen 1997 und 2012 zur Welt gekommen sind) hat es besonders schwer, u.a. dank zahlreicher Krisen, Pandemie, Inflation und Digitalisierung. Und ihre Orientierungslosigkeit stellt nicht nur sie selbst vor eine große Herausforderung – sondern kann langfristig auch eine Gefahr für die Wirtschaft werden.
Der Rotary Club Dillenburg trägt gemeinsam mit Partnerschulen dazu bei, sich in diesem Dschungel an Möglichkeiten zu orientieren und Perspektiven aufzuzeigen. An vier weiterführenden Schulen hat erneut der jährliche Berufsinformationstag stattgefunden: Comenius-Schule Herborn, Johanneum-Gymnasium Herborn, Kaufmännische Schulen Dillenburg und Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg. Nach dem Motto „Schüler fragen, Profis antworten“ wurden Wege aufgezeigt, Erfahrungen vermittelt und über Karrierewege gesprochen.
„Der Rotary-Berufsinformationstag ist ein wichtiger und bewährter Bestandteil des Berufsorientierungskonzepts unserer Schule. Der unmittelbare Kontakt der angehenden Abiturientinnen und Abiturienten zu Vertretern von Betrieben und Institutionen bietet ihnen wertvolle Einblicke in die Vielfältigkeit der regionalen Möglichkeiten nach dem Schulabschluss in einer sich stetig wandelnden Arbeitswelt.“ bestätigt Stefan Müller, BO-Koordinator des beruflichen Gymnasiums der KSDill.
Prof. Minnert (Leitender Direktor StudiumPlus, Technische Hochschule Mittelhessen) betonte in seinem sehr motivierenden Einstiegsvortrag die wachsende Bedeutung der beruflichen Orientierung für Jugendliche und junge Erwachsene. Diese sei angesichts von über 300 Ausbildungsberufen und mehr als 20.000 Studiengängen heute notwendiger denn je, fassen Birger Hahn und Torben Möller vom Johanneum Gymnasium Herborn zusammen. Wie wichtig es ist, einen Beruf oder eine Tätigkeit zu finden, die einem Freude bereitet, demonstrierte Minnert mit einer einfachen Zahl: 12 Jahre verbringe ein durchschnittlicher Berufstätiger bis zur Rente an seinem Arbeitsplatz. Wem seine Arbeit überwiegend Spaß und Freude bereite, der müsse auch nicht krampfhaft der viel beschworenen Work-Life-Balance hinterherjagen, die ja einen künstlichen Gegensatz von Arbeit und Leben konstruiere. Wer aber eine Tätigkeit gefunden habe, die zu ihm passe, erfahre auch die Zeit am Arbeitsplatz als erfüllend und lebenswert. Er ermunterte die Schülerinnen und Schülern dazu, auf der Suche nach dem zu ihnen passenden Berufsbild ihren ganz eigenen Weg zu finden und dabei zur Not auch mal gesellschaftlichen und familiären Erwartungsdruck zu hinterfragen. Junge Menschen müssten in der beruflichen Orientierungsphase das Recht haben, Dinge auszuprobieren und dabei auch mal Fehler zu machen. Das könne auch bedeuten eine Ausbildung oder Studium abzubrechen oder im Anschluss an eine Ausbildung eine völlig andere Richtung einzuschlagen. Eine positiv besetzte Fehlerkultur sei gerade im Bereich der beruflichen Orientierung unabdingbar.
Berufsinhalte haben sich in den letzten Jahren stark verändert. So geht es zum Beispiel im Marketing nicht mehr ausschließlich um das kreative Planen von Kampagnen, sondern in erster Linie um das Auswerten digitaler Kundendaten. Einige Ausbildungsberufe sind sogar komplett neu entstanden. Hier sind Schulen gefordert, bewährte Konzepte der Berufsorientierung stets neu weiterzuentwickeln. Tim Rußmann, Lehrer für die Fächer Physik und Chemie an der Wilhelm-von-Oranien-Schule und dort auch im Team zur Berufsorientierung, betont die zentrale Rolle von Schlüsselqualifikationen für den zukünftigen Arbeitsmarkt: „Durch die zunehmende Digitalisierung in Schulen und Betrieben und mit Hinblick auf das beginnende Zeitalter der künstlichen Intelligenz (KI) verändert sich Arbeitswelt und Lebenswelt vieler Menschen grundlegend. Traditionelle Berufe verändern sich und digitale Technologien ziehen zum Teil in Berufsfelder ein, in denen sie zuvor nicht benötigt wurden. Gleichzeitig verändern sich damit auch die Anforderungen an die Kompetenzen der Schülerinnen und Schülern, die diese Berufe zukünftig ausüben werden. IT-Wissen und Schlüsselkompetenzen für den zukünftigen Arbeitsmarkt sind deshalb zu einem wichtigen Baustein der beruflichen Orientierung geworden. Daher ist es wichtig, die Schülerinnen und Schüler in BO an Schulen in den sogenannten „Future Skills“, zu denen bspw. technologische und digitale Kompetenzen zählen, gezielt zu fördern.“
Die teilnehmenden Schülerinnen und Schüler am Berufsinformationstag zeigten sich dankbar für die Informationen und Gespräche. Schnell wird deutlich, dass die Vertreter der Generation Z gar nicht so verloren und unbeholfen sind, wie man vermuten könnte: SO berichten die Schülerinnen und Schüler der Comenius Schule Herborn: "Das Gute an dem Rotary-Berufstag war, dass die Firmen zu uns in die Schulen gekommen sind und wir persönlichen mit den Leuten in Kontakt kamen." Und weiter: "Ich fand es gut für die Orientierung, was man später mal so beruflich machen könnte."