Die Beurteilungen fallen „mäßig belastet“ (II) bzw. „kritisch belastet“ (II-III) aus.
Biologische Bestimmung der Gewässergüte – der Saprobienindex
Die Gewässergüte oder Wasserqualität gibt an, ob ein Gewässer sauber oder mit Stoffen wie Düngemitteln oder Reinigungsmitteln verunreinigt ist. Es wurden willkürlich vier Gewässergüteklassen mit Zwischenstufen festgelegt: I = unbelastet, I-II = gering belastet, II = mäßig belastet, II-III kritisch belastet, III = stark verschmutzt, III-IV sehr stark verschmutzt und IV = übermäßig verschmutzt. Die Gewässergüte wird mithilfe von wirbellosen Zeigerorganismen bestimmt. Das sind Organismen, die bei einer bestimmten Gewässergüte gehäuft auftreten. So sind beispielsweise Strudelwürmer auf sehr sauberes Wasser angewiesen. Findet man sie in einem Bach, so lässt dies darauf schließen, dass die Wasserqualität sehr gut ist.
Einigen Tierarten ist ein sogenannter Saprobienwert (s) zugeordnet, der sich in den Bestimmungstabellen findet. Der Saprobienwert wird dann mit der Anzahl der gefundenen Bachflohkrebse multipliziert. Um den Saprobienindex für den Bach zu berechnen, addiert man nun alle Werte aus Spalte drei. Diese teilt man durch die Gesamtsumme aller gefundenen Tiere.
Der Saprobienwert für einen Bachflohkrebs z. B. ist 2,0. Das heißt, Bachflohkrebse kommen häufig in Gewässern der Güteklasse II vor. Bei acht gefundenen Bachflohkrebsen erhält man für die dritte Spalte den Wert 16 (8x2). Nach Addition aller Werte in Spalte drei erhält man in dieser Beispielrechnung den Wert 48. Diesen gilt es nun durch die Anzahl insgesamt gefundener Organismen zu dividieren. In diesem Beispiel gehen wir von 26 gefundenen Organismen aus, so dass sich ein Wert von 1,9 ergibt (48:26 = 1,9). In der beigefügten Tabelle erkennt man, dass dieser Wert der Güteklasse II entspricht.
Untersuchungen an Nanzenbach und Dill
Aufgrund der erfreulichen Regenfälle in den letzten Junitagen waren die Bedingungen an den Untersuchungsstellen an Nanzenbach (oberhalb „Heuslers Weiher“) und Dill (unterhalb des Wehres, Höhe Wilhelm-von-Oranien-Schule) leicht erschwert. So waren die Ufer nass und rutschig, der Wasserpegel der Bäche war erhöht und die Sicht auf den Gewässergrund ein wenig getrübt. Dennoch konnten die Schülerinnen und Schüler die Untersuchungsstellen mit Keschern, Sieben, Eimern und Bestimmungskarten zielsicher aufsuchen.
An den Untersuchungsstellen wurden dann 15 bis 20 Minuten lang Organismen zur späteren Bestimmung gefangen. Dazu wurden Wassertiere unter Steinen, zwischen Pflanzen und im Sediment gesammelt. Hierbei werden die Kescher gegen die Strömung geführt und Tiere vorsichtig mit Pinseln von Steinen in die Eimer überführt. Die gefangenen Tiere werden mithilfe von Bestimmungskarten vor Ort bestimmt, die Anzahl notiert und anschließend wieder entlassen. Ausgewählte Tiere wurden in der Schule weiter mit Stereolupen untersucht und fotografiert. Auch diese Tiere wurden nach der Untersuchung und Dokumentation wieder schonend zurückgesetzt.
Das Zusammentragen der Daten und deren Auswertung erfolgte im Anschluss in der Schule.
Dill unterhalb des Wehres auf Höhe der Wilhelm-von-Oranien-Schule
Insgesamt wurden im Untersuchungszeitraum von den Schülergruppen der Klasse 7D und des Q2-Grundkurses von Sedric Haus 148 wirbellose Tiere erfasst, denen ein Saprobienindex zugeordnet ist. Darunter waren hauptsächlich verschiedene Eintagsfliegenlarven, Bachflohkrebse und Rollegel, aber auch wenige Steinfliegenlarven und ein Strudelwurm, die für einen sehr guten Saprobienindex stehen, landeten in den Keschern. Insgesamt ermittelten die Schülergruppen einen Gesamtwert von 2,1. Das steht für die Gewässergüte: II - mäßig belastet. Neben den relevanten Wirbellosen konnte ein Schüler zufällig einen Fisch (Bachschmerle) fangen, der ebenfalls ein Indikator für sauberes Wasser ist. Des Weiteren konnten an den Uferbereichen unzählige Jungfische beobachtet werden.
Nanzenbach oberhalb von „Heuslers Weiher“
Das ausgewählte Untersuchungsgebiet des Nanzenbachs lag im Bereich einer ehemaligen, verwahrlosten Pferdekoppel. Das Grundstück ist verwildert, mit schulterhohen Disteln und Brennnesseln sowie am Ufersaum durch abgebrochene, große Äste nur schwer zugänglich. Aus botanischer Sicht ist diese Fläche daher nun völlig uninteressant geworden.
Der Bachlauf selbst, leicht mäandernd, ist jedoch ideal für solche Untersuchungen. Allerdings führte in den Jahren 2019 und 2020 die anhaltende Trockenheit zu einem vollständigen Austrocknen des Bachlaufes sowie des Weihers.
Für unsere Untersuchungen waren wir an zwei verschiedenen Tagen, zuerst mit dem Grundkurs Q2 (Rainer Seliger) in elf Zweierteams, und danach mit einer Klasse E2 Wahlunterricht Biologie (ebenfalls Seliger) in sechs Zweierteams vor Ort aktiv.
Die Schülergruppen haben dort entsprechende Einzeluntersuchungen am Bachlauf in Abständen von 20 bis 25m durchgeführt. Die erste Gruppe ermittelte die Gewässergüte: II-III – kritisch belastet (Saprobienindex 2,4), die zweite Gruppe die Gewässergüte: II - mäßig belastet (Saprobienindex 2,2).
Dies war in Anbetracht der eher ungünstigen abiotischen Faktoren der Vorjahre dann doch ein überraschend positives Ergebnis. Sowohl der Fund einer Schwanzlurchlarve des Feuersalamanders durch die zweite Gruppe im Nanzenbach als auch die Bachschmerle in der Dill bestätigten diesen Eindruck.
Insgesamt kann man den pädagogischen Wert solcher praxisnaher Freiland-Untersuchungen nicht hoch genug einschätzen, da die Schülerinnen und Schüler dabei selbst den Zustand der sie unmittelbar umgebenden Natur „erforschen“ können. Dies ist eben doch anders als ein noch so gut präsentierter Theorie-Unterricht in einem modern eingerichteten, schulischen Unterrichtsraum.
Abbildungen 1 + 2: Linder, H. (2005): Linder Biologie – Gesamtband, Schroedel
Literatur:
Philipp, E. (2006): Ökologie – Materialien S II Biologie, Schroedel.
Engelhardt, W. (2003): Was lebt in Tümpel, Bach und Weiher?, Kosmos.