Abiturprüfungen beginnen
Abitur 2021 ist bereits das zweite unter Corona-Bedingungen
Am Mittwoch, dem 21. April, beginnen die diesjährigen Abitur-Klausuren. Es startet das Fach Chemie, am 4. Mai beendet Mathematik den schriftlichen Prüfungsabschnitt. An der Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg treten 127 Prüflinge an, um die Allgemeine Hochschulreife abzuschließen.
Schulleiter Martin Hinterlang, zugleich Vorsitzender des Prüfungsausschusses, sowie Studienleiterin Andrea Stühler, die für die Prüfungsabläufe zuständig ist, stehen Rede und Antwort, was dieses Jahr anders ist als sonst.
FRAGE: Schon letztes Jahr musste der Abiturjahrgang seine Prüfungen unter erschwerten Bedingungen absolvieren. Haben Sie als Schule jetzt bereits Routine mit dem „Corona-Abitur“?
HINTERLANG: Routine sicher noch nicht, aber man konnte sich dieses Jahr mit etwas mehr Vorlauf vorbereiten – Ausnahmezustand mit Ansage gewissermaßen. Letztes Jahr standen wir im März noch am Anfang des Pandemiegeschehens. Es gab große Unsicherheit bis kurz davor, ob wir die Prüfungen überhaupt würden durchführen können. Man wusste auch noch nicht so viel über das Virus, den Begriff „Aerosole“ kannten nur Fachleute, und Mundschutzmasken waren noch kein Thema. Trotzdem hat letztes Jahr alles ziemlich reibungslos geklappt, und das hoffen wir auch für diesen Durchgang.
STÜHLER: Aus Sicht der Prüflinge muss man natürlich sagen, dass Routine der völlig falsche Begriff ist. Sie machen ihr Abitur ja zum ersten Mal, egal ob unter Corona-Bedingungen oder ohne. Der Jahrgang 2021 ist sowieso schon sehr gebeutelt von der Pandemie: Die Schülerinnen und Schüler haben bereits letztes Jahr einen Teil des Abiturstoffs unter erschwerten Bedingungen gelernt – Distanzunterricht und geteilte Lerngruppen – und mussten zudem auf viele andere Dinge ebenfalls verzichten, die natürlich irgendwie auch dazugehören: Die gemeinsame Studienfahrt fiel aus, die sog. „Mottowoche“ musste abgebrochen werden und der letzte Schultag war mit vielen Sicherheitsvorkehrungen belastet. Ob im Frühsommer so etwas wie ein Abi-Ball stattfinden kann, muss man abwarten.
FRAGE: Was ist in der Durchführung der schriftlichen Prüfungen denn dieses Jahr anders?
HINTERLANG: Also zunächst der Zeitraum. Das Kultusministerium hat die Prüfungstermine um ungefähr einen Monat nach hinten verschoben, um so mehr Unterrichts- und Vorbereitungszeit für die Prüflinge zu ermöglichen. Das war sicher eine gute Entscheidung, auch wenn die Lehrer jetzt etwas mehr Termindruck beim Korrigieren haben. Durch die Verschiebung konnten fachliche Lücken, die im letztjährigen Lockdown womöglich entstanden sind, kompensiert werden.
STÜHLER: An der Verschiebung der Prüfungen auf April wird man ohnehin in den kommenden Jahren festhalten. Es ist für die Schülerinnen und Schüler sowieso immer eine merkwürdige Situation gewesen, bereits während der regulären Unterrichtsphase die Prüfungen zu schreiben. Schlimmstenfalls konnte es passieren, dass man bereits seine Abiturklausuren hinter sich hatte, aber nachträglich erfahren musste, dass die Ergebnisse des letzten Halbjahres nicht zur Prüfungszulassung ausgereicht haben. In den meisten Bundesländern ist das ohnehin anders geregelt: Unterricht bis zu den Osterferien, danach dann die Prüfungen. Ich begrüße es ausdrücklich, dass sich Hessen künftig dauerhaft anpassen wird.
FRAGE: Welche weiteren Änderungen gibt es? Erhält der von Corona so strapazierte Prüfungsjahrgang besondere Erleichterungen?
HINTERLANG: Die Prüfungsformate und -inhalte bleiben gleich bzw. gleichwertig. Das halte ich auch für wichtig. Denn wenn man hier Abstriche machen würde, hätten die diesjährigen Absolventen mit dem Makel eines „Schmalspur-Abiturs“ leben müssen. Insofern war der Vorstoß, die Prüfungen pandemiebedingt abzusagen und nur die Vornoten zu werten, nicht durchdacht und ist zu Recht auf Widerstand gestoßen, gerade auch bei den Vertretern der Schülerschaft.
STÜHLER: Sinnvoll ist eine Sonderregelung des Kultusministeriums zur Auswahl der Prüfungsaufgaben. Normalerweise erhält jeder Prüfling in der Abiturklausur drei Vorschläge zur Auswahl, das ist auch dieses Jahr so. Es werden nun aber vier Vorschläge aus dem Kultusministerium an die Schulen versandt und die Kurslehrkraft sortiert einen davon am Prüfungsmorgen vorher aus. Auf diese Weise kann er/sie kompensieren, falls bestimmte Fachinhalte wegen Corona nicht so intensiv behandelt werden konnten. Im Übrigen wurden auch die Zulassungsbedingungen nachträglich entschärft.
HINTERLANG: Aufgrund des Tragens der Masken erhalten die Prüflinge außerdem einen kleinen Zeitzuschlag bei jeder Klausur. Der soll für sog. „Maskenpausen“ genutzt werden, damit man mal im Freien durchatmen kann.
FRAGE: Stichwort Maske – Wie sind die Sicherheitsvorkehrungen in diesem Jahr?
STÜHLER: Einiges ist wie im letzten Jahr: Möglichst kleine Gruppen pro Raum, maximaler Sitzabstand, viel lüften und alle anderen Hygieneregeln, die bekannt sind. Als Mund-Nasenschutz dürfen nur sog. OP- oder FFP2-Masken getragen werden. Dass die Jahrgänge 7 bis E2 während des Abiturzeitraums im Distanzunterricht sind, ist für diese Schülerinnen und Schüler sehr traurig, aber hat für die Prüfungslogistik den Vorteil, dass wir genügend Räume für die verkleinerten Gruppen zur Verfügung haben.
HINTERLANG: Neu sind außerdem die Corona-Selbsttests, die den Schulen nach den Osterferien zur Verfügung stehen. Auch die Abiturienten haben die Möglichkeit, vor jeder Prüfung einen solchen Test zu machen.
STÜHLER: Letztlich tragen auch die Prüflinge selbst Verantwortung für einen reibungslosen Ablauf des Abiturs. Es ist während der Prüfungsphase wichtig, auch im privaten Umfeld alle gebotenen Vorsichtsmaßnahmen einzuhalten. Dadurch schützt man natürlich sich selbst, übernimmt aber auch Verantwortung für die anderen Prüflinge. Es wäre – abgesehen von der gesundheitlichen Gefährdung an sich – höchst ärgerlich, wenn man wegen einer Infektion oder einer Quarantänesituation einen Prüfungstermin versäumt und dann später einen Nachtermin in Anspruch nehmen muss. Deshalb appellieren wir auch an die Schülerinnen und Schüler: Distanz halten, unnötige Kontakte minimieren, auf keinen Fall „zwischenfeiern“ nach absolvierten Klausuren usw.
FRAGE: Ein Schlusswort – was geben Sie dem Abiturjahrgang mit auf den Weg in die Prüfungen?
STÜHLER: Ruhig bleiben und Konzentration wahren, zu Panik besteht wirklich kein Anlass. Ich bin überzeugt, dass die Prüflinge trotz der Pandemiebedingungen im letzten Unterrichtsjahr fachlich sehr gut vorbereitet wurden. Und die inhaltlichen Anforderungen sind in diesem Jahr ja nicht höher als sonst auch. Deswegen drücke ich die Daumen: Sie schaffen das!
HINTERLANG: Dem kann ich mich nur anschließen. Ich wünsche allen in den Prüfungen viel Erfolg, vor allen Dingen durch gute Gedanken, solides Fachwissen und Kreativität, außerdem starke Nerven und auch das Quäntchen Glück, das man manchmal braucht. Ruhen Sie sich zwischen den Prüfungen genügend aus, das ist wichtig, damit der Akku zwischendrin wieder geladen wird. Und: Vor jeder Prüfung gut frühstücken!
Wilhelm-von-Oranien-Schule
Oberstudiendirektor Martin Hinterlang
Studiendirektorin Andrea Stühler