"Willi`s Mixtape“
Erstes WvO-Konzert nach der Pandemie mit vollem Haus war zugleich der letzte Auftritt für Musiklehrer Armin Müller
Wikipedia definiert: „Unter einem Mixtape versteht man eine selbsterstellte Zusammenstellung von Liedern, die in einer bestimmten Reihenfolge aufgenommen wurden. Im Allgemeinen ist damit die Absicht verbunden, diese für den privaten Gebrauch, als Soundtrack zu gesellschaftlichen Anlässen oder als Geschenk zu verwenden.“
„Willi’s Mixtape“ war in der Tat ein Geschenk: Ein Geschenk ans Publikum, welches nach der langen Corona-Konzertpause endlich wieder zu einem großen Event ins Forum der Wilhelm-von-Oranien-Schule (WvO) strömte. Ein Geschenk für die musizierenden Schülerinnen und Schüler, die nach langem Warten ihr Können unter Beweis stellen durften und mit viel Applaus honoriert wurden. Und ein Geschenk für den „Dillenburger Musical-König“ Armin Müller, für den das Konzert zu einem furiosen Finale vor seiner Pensionierung wurde.
Unterstufenchor und Startprofil „Amadeus“
Prall gefüllt, aber gut sortiert war die Liedfolge auf „Willi’s Mixtape“, dem ehemals als „Frühlingskonzert“ bekannten Veranstaltungsformat des Dillenburger Gymnasiums.
Eröffnet wurde das Programm vor ca. 350 Gästen vom Unterstufenchor unter der Leitung von Ulrich Kögel mit dem Wachmacher „Auf auf“ von Silbermond und mit dem gefühlvollen Resümee eines unglücklich Verliebten: „Impossible“ von James Arthur. Gute Laune verbreitete anschließend das Startprofil Amadeus der Jahrgangsstufe 5. Den elf Nachwuchsmusikanten hatte Nicolas Grebe sowohl den Dschungelbuch-Klassiker „Ich wär so gern wie du“ von Klaus Havenstein wie auch den programmatischen Appell der Wise Guys „Sing mal wieder“ beigebracht. Selbstbewusst und ohne Schnitzer absolvierten die Fünftklässler ihren ersten Auftritt auf der großen Schulbühne.
Beim Kooperationspartner Musikschule ändert sich was
Anschließend folgte ein Programmblock der Musikschule, mit welcher das Dillenburger Gymnasium seit vielen Jahren erfolgreich kooperiert. Paula Biedenkopf und Silas Henrich überzeugten – begleitet von Torsten Greis am Klavier – mit zwei klassischen Blockflötenstücken des 18. Jahrhunderts. Danach traten mit Wolfgang Weese und den Geschwistern Emmelie und Biniam Tessema drei Gesangsschüler von Colenton Freeman auf; alle drei spannten mit tollem Stimmvolumen und treffsicherer Intonation einen musikalischen Bogen von Georg Friedrich Händel bis Billie Eilish.
Für die Zusammenarbeit des Gymnasiums mit der Musikschule steht zu den Sommerferien übrigens eine Änderung an, wie der aufmerksame Zeitungsleser bereits weiß: Die Musikschule der Lahn-Dill-Akademie geht in der Wetzlarer Musikschule auf, die fortan das gesamte Kreisgebiet versorgen wird. Für die Schülerinnen und Schüler in Dillenburg ändert sich aber nichts: Die Übungsräume bleiben weiterhin im Hofgebäude der Wilhelm-von-Oranien-Schule, die Lehrkräfte werden übernommen und auch die Konditionen bleiben gleich. Die Musikschüler müssen sich lediglich rechtzeitig ummelden.
Das Abi-Trio Friederike Born (Gesang), Hannah Seibert (Posaune) und Nikita Werner (Piano und Gesang) entließ nach dem Musikschul-Block das Publikum mit einer chilligen Performance von Daniel Ceasars „Best Part“ in die Pause. Der Jahrgang Q2 hatte für ausreichend Snacks und Getränke vorgesorgt.
Die Bands drehen auf
Während „Willi’s Mixtape“ auf der Seite A mit überwiegend ruhigen Tönen aufwartete, wurde nach der Pause auf der B-Seite kräftig aufgedreht. Die Schulband „Brave Generation“, welche unter Leitung von Jakob Tollerian erst kürzlich den Schulpreis beim Zweiten Wetzlarer Straßenmusikfestival abstaubte, lieferte vier Coversongs und eine Eigenkomposition ab, alles mit viel Spielfreude und auch inhaltlicher Überzeugungskraft vorgetragen. Der Name der Band und des selbst komponierten Songs „Brave Generation“ seien Programm, so die Leadsängerin: „Wir wollen die ‚mutige Generation‘ sein, die jetzt ihre Zeit hat, die Dinge anzupacken und zum Guten zu verändern!“
Vorjahressieger beim Wetzlarer Straßenmusikfestival war die WvO-Streetband, die nun folgte und ihren vermutlich letzten großen Auftritt hatte, denn die meisten Mitspieler sind Abiturienten und werden bald in den viel zitierten „Ernst des Lebens“ verabschiedet. Aber beim Konzertabend gaben die sechs Bläser und zwei Schlagwerker nochmal alles. Mit „Cold Duck Time“ von Eddie Harris, „Back to black“ von Amy Winehouse und dem Evergreen „I got you“ von James Brown bot die Truppe unter Leitung von Trompeter Nicolas Grebe ein Highlight des Abends in Rhythmik und Lautstärke. Der Sound einer Streetband braucht nun mal keinen Verstärker, um die Zuhörer zu begeistern. Publikumsliebling war wieder einmal Nikita Werner, der mit seinem Bass-Saxophon spürbar für „good vibes“ im Raum sorgte.
Abschied für Armin
Das letzte Viertel des Konzertabends gehörte dem Schulchor unter Leitung von Armin Müller. Vermutlich niemand habe damit gerechnet, so der Oberstudienrat bei seinem letzten Konzert als WvO-Musiklehrer, dass nach der Corona-Zwangspause binnen kurzer Probenzeit wieder ein so kräftiger Chor von fast 30 Sängerinnen und Sängern zusammenkommen würde. Die Freude darüber war dem „WvO-Showman“ – Zitat von Fachsprecher und Moderator Ulrich Kögel – deutlich anzusehen. Aus dem Musicalfilm „Greatest Showman“ stammte denn auch eines der Lieder („From now on“), welches der von Armin Müller und Johanna Klöpper gemeinsam trainierte Chor mit strahlenden Gesichtern vortrug. Aber alle, die ihn kennen, wussten: Ohne das Gospel-Genre wäre Müllers Abschied musikalisch und inhaltlich nicht komplett gewesen. So endete der Abend mit „God is good“ und mit „Freedom is coming“, dem eisernen Repertoire des WvO-Chors. Beim letzten Song reihten sich zahlreiche ehemalige Schülerinnen und Schüler sowie die Familie des Breitscheiders in die Riege der Sängerinnen und Sänger ein, sodass der Abend in einem zwar etwas wehmütigen, aber doch auch fröhlich-familiären Finale gipfelte.
Schulleiter Martin Hinterlang dankte anschließend allen Beteiligten und war sichtlich berührt von dem gelungenen Neustart der Musikgruppen nach der Pandemie. Unter den Ehrengästen befand sich neben Bürgermeister Michael Lotz auch der Hauptamtliche Beigeordnete des Lahn-Dill-Kreises, Stephan Aurand. Er beschrieb den Konzertabend anschließend als „sensationell“; es sei mehr als deutlich geworden, „was Ihre Schülerinnen und Schüler leisten können“.
Ein Dank gilt neben allen Musizierenden auch der AG „Veranstaltungstechnik“ unter Leitung von Jakob Tollerian, die das Programm mit einer stimmungsvollen Lichtkulisse versah, und der Firma Wendlandt – Veranstaltungstechnik für die professionelle Tonabmischung.