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Wenn Humor auf Schule trifft

Kabarettist René Sydow überrascht mit Gastauftritt an der WvO

Über 120 Oberstufenschüler kamen Ende April im Atrium der Wilhelm-von-Oranien-Schule zu einer unterhaltsamen Kabarettvorstellung mit René Sydow zusammen. Der gebürtige Radolfzeller konnte das Publikum mit seiner frischen Art schnell für sich gewinnen. Viele Schüler, die eher mit altbackener Comedy gerechnet hatten, waren positiv überrascht und gingen im Programm voll mit.

Und René Sydow legte munter los. Er verschonte nichts und niemanden: weder Institutionen noch Autoritäten oder gesellschaftliche Gruppen. Auch das junge Publikum nicht. Seine Äußerungen waren bitter-ironisch und zugleich provokant.

Heftig teilte er gegen Politik und Parteien aus. So habe unser Bundeskanzler Olaf Scholz die Eigenheit, dass er ohne jegliches Talent und Begabung Regierungsschef geworden sei. Regierende und Parteien seien die Verursacher aktueller Miseren in Deutschland, wie etwa des Pflegenotstands, der Staatsverschuldung, hoher Steuern oder der Bildungskatastrophe – nur um einige wenige Beispiele zu nennen. Eine heuchlerische Gesellschaft gaukle dem Land die angebliche Gleichheit von benachteiligten Gruppen vor, beute dabei aber Menschen im Niedriglohnsektor aus. Provokant wurden Themen wie Haushaltsarbeit, das N-Wort oder das allseits beliebte Gendern angesprochen. Selbst die Schüler bekamen ihr Fett weg. Wenn Gymnasiasten aus Bequemlichkeit dem Internet und Chat-Gruppen mehr Vertrauen schenkten als der eigenen Vernunft und dem eigenen Verstand, seien sie eigentlich „gehirnlose Kurzsichtige”, denen der Weitblick gänzlich fehle. Direkt wurden das Bildungssystem und die Lehrerschaft angegangen. „Wer nimmt schon ein Buch in die Hand und liest es zu Ende? Welcher Lehrer nimmt sich mehrere Stunden Zeit, um tieferen, philosophischen Gedankengängen nachzugehen? Wer denkt noch eigenständig? NIEMAND!”, meinte René Sydow.

Dem Kabarettisten, der Dank der Unterstützung der Gustav-Heinemann-Friedensgesellschaft e.V. an die Schule kommen konnte, machte die Veranstaltung sichtlich Spaß. Denn die jungen Leute gingen mit. Die von Sydow so genannte »Südkurve« reagierte von Anfang an schnell mit Zurufen, Gelächter, Applaus und teilweise Och-, Buh- und auch Bravo-Rufen. Sydow freute sich sehr über alle diese Reaktionen, spielte damit gekonnt und baute sie immer wieder in seine Show ein. Diese ungezwungene Interaktion zwischen dem Künstler und dem jungen Publikum machte die Veranstaltung zu etwas Besonderem.

Nach dem Ende des über 70-minütigen Kabarett-Programms hatten die Schüler die Möglichkeit, Fragen zu stellen. Viele betrafen das Berufsleben eines Kleinkünstlers.

René Sydow zählt – nach eigenen Angaben – bundesweit zu 2% der Kabarettisten, die außschließlich (ohne Nebenjobs) mit dieser Tätigkeit ihr Einkommen bestreiten. Die Arbeit als Kabarettist sei anstrengend. An einem neuen Programm schreibe er ca. aderthalb bis zwei Jahre – während er alle Auftritte absolviert. Alles müsse zunächst gut durchdacht und danach auswendig gelernt werden. Man könne jedoch ganz ohne Improvisation nicht auskommen, da man immer wieder etwas vergäße – entweder inhaltlich, oder auch sogar manchmal den genaueren Ablauf. Als „Gegenmittel” und eine Art der Versicherung diene sein Manuskript, das Sydow immer hinter der Bühne parat habe, um ggf. nachzuschauen. Finanziell gehe es den Kabarettisten am besten, die vor einem großen Publikum bzw. im TV auftreten. Einige wenige von ihnen seien sogar Millionäre. Nach Sydow sollte man sich aber nicht entmutigen lassen und als Freischaffender die „eigene Mission” weiter vorantreiben, seine Träume umsetzen und Spaß dabei haben. Für ihn sei das politische Kabarett zum Lebensinhalt geworden und somit kein gewöhnlicher Job. Nach einer ruhigeren Phase bekomme er jetzt immer mehr Einladungen und Angebote. Das Künstlerleben sei wie eine Wellenbewegung mit vielen Aufs und Abs.

Zum Schluß wünschte René Sydow den jungen Menschen Mut zur breiten Bildung und zum Fehlermachen, um sich nicht zu „Fachidioten” ausbilden zu lassen – auch im Studium nicht. Besonders wünschte er viel Neugierde, damit sie „wahre” Menschen werden könnten.

Seine Kabarett-Show inklusive Nachgespräch endete mit einem tosenden Applaus.

Die ungewöhnliche Veranstaltung, die im Rahmen des Politik & Wirtschaft-Unterrichts stattfand, wurde von den Schülern sehr positiv bewertet. „Ich habe gedacht, dass Sydow ein altbackener Komiker ist und wir uns langweilen würden. Aber er hat uns positiv überrascht.” Damit haben alle Teilnehmer einen rundum gelungenen Auftritt erlebt.

2023
copyright Text: Paul Sajon, WvO
copyright Foto: Paul Sajon & Markus Hoffmann, WvO
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