Mit Handschuhen hinter die Kulissen
Geschichte-Leistungskurs erkundet das Dillenburger Stadtarchiv
Der Stadthistoriker der Stadt Dillenburg, Herr Simon Dietrich, nahm die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Geschichte der Jahrgangsstufe Q1 Anfang Dezember mit hinter die Kulissen des Stadtarchivs in der Villa Grün.
Was ist ein Archiv? Wie sieht es aus? Welches Archivgut findet man dort? Was macht eigentlich ein Archivar? Wer darf das Archiv nutzen? Diese Fragen hat Herr Dietrich in einer sehr informativen Präsentation im Dialog mit den Schülern der Wilhelm-von-Oranien-Schule beantwortet.
Im Dillenburger Archiv lagern ca. 10.000 Archivalien: Urkunden aus dem 16.-19.Jh., Zeitungen (ab 1773), Nachlässe berühmter DillenburgerInnen wie z.B. der von Charlotte Petersen, Vereinsarchive usw., allerdings vollständig erst ab 1723, dem Jahr, in dem der große Stadtbrand vieles vernichtete. Daneben beherbergt das Archiv noch eine Bibliothek zur Dillenburger Stadtgeschichte von ca. 5.000 Büchern. Alles in allem kommt man auf ca. 350 laufende Regalmeter.
Die Geschichtsleistungskursler erfuhren, dass ein Archiv nicht nur ein Gedächtnisort ist, sondern auch ein Arbeitsort, an dem einzigartiges Schriftgut als zentrale Quelle für Historiker verwahrt und für die Forschung nutzbar gemacht wird.
Herr Dietrich hat den Schülerinnen und Schülern einen Einblick in seine Arbeit als Stadthistoriker gegeben, die aus den drei Hauptaufgaben Bewertung/Übernahme von archivwürdigem Schriftgut, dessen Erschließung und schließlich der Sicherung und Bestandserhaltung besteht. All diese Aspekte des Berufs durften die Schülerinnen und Schüler danach vor Ort live sehen und anfassen – natürlich mit Handschuhen, um das teilweise viele hundert Jahre alte Schriftgut nicht zu beschädigen.
Nach dem Rundgang durch die Räume des Archivs hatte Herr Dietrich eine Recherche-Arbeit zu Themen der Innenpolitik des Kaiserreichs vorbereitet, einem Thema, mit dem sich der Leistungskurs gerade beschäftigt hatte. So konnten die Schülerinnen und Schüler in kleinen Gruppen Originaldokumente zur Einweihung des Bismarck-Denkmals, den Reichstagswahlen von 1907, der Bürgermeisterwahl von 1918 und generell der Schulgeschichte anhand von Leitfragen untersuchen. Vorher gab es noch einen Crash-Kurs im Lesen der Frakturschrift anhand der Rede des frisch gekrönten Deutschen Kaisers 1871, die damals auch im Dillenburger Wochenblatt (20.1.1871) veröffentlicht wurde.
Das Archiv darf übrigens jeder kostenlos nutzen, so gibt es das Archivgesetz vor. Eine Anfrage an Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! oder bald online über das Archivinformationssystem Hessen (Arcynsis) macht es möglich. Herr Dietrich macht es sich zur Aufgabe, nicht nur die Geschichte Dillenburgs zu erforschen, sondern sie auch zu vermitteln. So findet man das Archiv auch auf Instagram unter @stadtarchiv_dillenburg oder bei Facebook unter @StadtarchivDillenburg. Auch der Geschichte-LK ist in dieses elektronische Archiv eingegangen. Schauen Sie mal nach!