Schule als Ort zum Leben, nicht nur zum Lernen
Architekturentwürfe von Abiturienten gestalten die WvO nicht nur als einen Lernort, sondern auch als Lebensraum.
Im Atrium der Wilhelm-von-Oranien Schule (WvO) sind aktuell Architekturentwürfe für fiktive neue Schulgebäude in Form von Zeichnungen und Modellen zu sehen, die Schülerinnen und Schüler des diesjährigen Abiturjahrgangs bei ihrem Kunstlehrer Sascha Schulze entworfen und zwei- bzw. dreidimensional umgesetzt haben. Bauexperten des Lahn-Dill-Kreises nahmen die Objekte jetzt fachkundig in Augenschein.
Nachdem bereits der Kunst-Leistungskurs im vergangenen Jahr Architekturmodelle zu einem konkret vorgegebene Kunst- und Ausstellungsgebäude mit Cafeteria und Kinderbetreuung entworfen hatte, wurde die Aufgabenstellung in diesem Jahr für den Grundkurs nicht nur abgespeckt, sondern auch bewusst offengehalten, um den Schülerinnen und Schülern mehr Kreativität und Gestaltungsspielraum zu lassen, erklärt Sascha Schulze. Durch veränderte Rahmenbedingungen bzw. den Erwerb des hinter dem Schulgelände gelegenen Diakoniegrundstücks könnte prinzipiell ein noch längeres Gebäude oder eine speziell angebundene Außenfläche umgesetzt werden.
Die Aufgabenstellung beinhaltete als Vorgabe neben der zu bebauenden Fläche lediglich, dass ein nachhaltiges und innovatives Konzept auch den Schulslogan „Lernen in Vielfalt, Leben in Verantwortung“ symbolisieren soll. Jeder hatte sich einen eigenen Schwerpunkt gesetzt, der auf individuellen Interessen beruhte, sowohl gestalterisch als auch inhaltlich. Entworfen wurde jeweils das Gebäude, von dem der Einzelne glaubte, dass es für die WvO besonders wichtig sei.
Weil bereits im letzten Jahr die Entwürfe und Modelle auf positive Resonanz bei der Schulleitung und der Chefin der Schulbauabteilung des Lahn-Dill-Kreises Kerstin Weber gestoßen waren, wurden auch dieses Jahr neben Mitgliedern der Schulleitung (Martin Hinterlang, Markus Hoffmann) erneut Fachleute des Kreises eingeladen, um sich die insgesamt 16 Entwürfe anzuschauen. Architektin Anke Kozina und Bauingenieur Patrick Stäcker waren von der Kreativität und der außerordentlichen Bandbreite der Entwürfe sichtlich beeindruckt. Die Gäste nahmen sich viel Zeit, um mit allen „Nachwuchsarchitekten“ ins Gespräch zu kommen und sich die Hintergründe der Entwürfe erklären zu lassen.
Neben der Kreativität der Ideen lobte Martin Hinterlang außerdem, wie wichtig es sei, dass auch die Schülerinnen und Schüler mit ihren Ideen und Wünschen zu Wort kommen könnten, da sie ja viel Zeit in der Schule verbringen. Die Entwürfe zeigten, so der Schulleiter, dass die WvO nicht nur ein Ort des Lernens, sondern auch ein Ort des Lebens sei.
Explizit kommt dies bei dem Entwurf von Marvin Drake zum Tragen, der einen Wohnkomplex als Atriumhaus für Oberstufenschüler entworfen hat. Verantwortung zu zeigen (Schulslogan: „Leben in Verantwortung“), werde erst durch das selbstständige Wohnen und Leben deutlich, so Marvin Drake. Er betonte auch den hohen Stellenwert des Gemeinschaftsaspekts, der bei seinem Entwurf besonders deutlich wird. Bei anderen Entwürfen wiederum sei es toll zu sehen, lobte Martin Hinterlang, wie gut sich diese in das Straßenbild oder an die anderen Schulgebäude anpassten.
Vor dem Hintergrund der derzeitigen Schließung des Aquarena-Bades stellte der Schulleiter auch die Wichtigkeit des Entwurfs von Kumaran Selvaranjan heraus, der ein Schulschwimmbad mit 25-Meter-Bahn entworfen hat. Dass viele Schüler nicht mehr richtig schwimmen lernen könnten, weil die Anfahrt in ein anderes Schwimmbad schlicht zu weit sei, sei ein großes Problem, das uns noch lange beschäftigen werde, erklärte der Schulleiter.
Anke Kozina und Patrick Stäcker bedankten sich mit einem positiven Feedback und warben schließlich für ihre Berufe in der Baubranche, der es an Fachkräften fehle und die deswegen gute Einstellungschancen biete: „Trotz momentan großer Herausforderungen macht der Beruf immer wieder enorm Spaß“, resümierten beide Gäste aus der Bauabteilung Schulen des Lahn-Dill-Kreises.
Zu sehen sind derzeit folgende Projekte im Atrium (an der Fensterseite von links aus, weiter nach rechts an der Innenseite, zum Schluss Außenseite der Stellwände, ebenfalls von links nach rechts):
- Phoi Nghi Truong – Gebäude für eine neue Caféteria
- Sehrin Sen – IT-Gebäude
- Samuel Grätz – Zoologisch-biologisches Gebäude
- Emma Klahr – Pausengebäude mit versch. Aufenthaltsbereichen
- Annabelle Kirschbaum – Autarkes „Green Building“ für die Fächer Kunst und Musik
- Daisy Elvire Assane – Astronomiegebäude
- Heike Ankel – Kunst- und Ausstellungsgebäude
- Timon Schäfer – Musik-, Konzert- und Theaterhalle
- Lukas Wohlleber – Archäologisch-biologisches Gebäude
- Kumaran Selvaranjan – Schwimmbad
- Benedikt Hüsken – Museumsgebäude für Dauer- und Wechselausstellungen aller Fächer
- Eric Kary - Schulkirche
- Marvin Drake – Wohngebäude für Oberstufenschüler/innen
- Nils Braun – Observatorium und Planetarium
- Micha Moosdorf – Gebäude mit Hörsaal
- Paul Colin Schönau - Entspannungsgebäude