„Nun hat auch das WvO-Biotop seine Infotafel“
Der beliebte Eisvogelweg ist um eine wichtige Attraktion erweitert worden. Direkt am Reptilien- und Amphibienbiotop zwischen Burg und Uckersdorf klärt nun eine Informationstafel Wanderer und Radfahrer über die Naturschutzaktivitäten der Naturlandstiftung Lahn-Dill e.V. und der Wilhelm-von-Oranien-Schule Dillenburg auf.
Im kleinen Kreis konnte trotz Gewitter und Regen eine Informationstafel für das Auenbiotop Amdorfbach enthüllt und von der Naturlandstiftung an das Dillenburger Gymnasium feierlich übergeben werden. Von nun an können sich alle Spaziergänger, Wanderer und Radfahrer über die Pflegemaßnahmen von WvO-SchülerInnen entlang der alten Bahntrasse sowie im angrenzenden Auenbiotop nahe des Ambachs ausgiebig informieren. Horst Ryba, Vorsitzender der Stiftung, übergab die Tafel an Schulleiter Martin Hinterlang. Die Schülerinnen und Schüler des Leistungskurses Biologie konnten diese dann unter den Augen von Landrat Wolfgang Schuster feierlich enthüllen. Neben ihm konnte Ryba auch den ersten Stadtrat Herborns, Claus Krimmel, sowie Friedemann Hensgen von der Rittal Foundation und Bernhard Clement, als Vertreter des zuständigen Forstamtes Herborn, begrüßen.
Seit Mitte der 80er Jahre ist es Ziel der Naturlandstiftung naturnahe und ökologische Flächen zu schaffen und zu erhalten, um der Verödung von Natur und Landschaft entgegenzuwirken, damit auch der Lebensraum bedrohter Pflanzen und Arten gesichert werden kann. Ryba blickt stolz auf eine Gesamtbiotopfläche von ca. 600.000 qm, die die Stiftung zusammen mit ihren Pflegegruppen betreut. Nur durch das Engagement aller Beteiligten sowie der finanziellen Unterstützung der Sparkasse Dillenburg und Rittal Foundation sei eine so nachhaltige und zukunftsträchtige Aufgabe im Sinne der Natur zu meistern, bedankte sich Ryba bei den Kooperationspartnern der Stiftung.
Schulleiter Martin Hinterlang hob den Leitsatz der Wilhelm-von-Oranien-Schule „Lernen in Vielfalt, leben in Verantwortung“ hervor. Besonders die Arbeit in den Biotopen vor Ort stelle einen abwechslungsreichen, aber zu gleich auch verantwortungsbewussten Teil des Schulunterrichts dar. „Das Projekt Auenbiotop Amdorfbach gibt unseren Schülerinnen und Schülern die Gelegenheit, lebendig und in der Natur wichtige Lebensräume von Tieren kennenzulernen, die Bestimmung von Tier- und Pflanzenarten einzuüben und durch weitere Maßnahmen die Flora und Fauna dieses einmaligen Biotopverbunds verantwortungsvoll zu bereichern“, so Hinterlang.
Unter den Gästen befand sich auch der „Urvater“ der hiesigen Projektarbeit, Herr Rudolf Kaschte. Der mittlerweile pensionierte Oberstudienrat der WvO konnte den anwesenden Gästen vom Projektbeginn im Jahre 2010 und diversen Hürden für den Start der Arbeit berichten. Einsätze und Pflegemaßnahmen auf der ehemaligen Bahntrasse wurden beispielsweise in der Anfangsphase von Mountainbikern beschädigt. Durch entsprechende Hinweisschilder nehmen aber auch mittlerweile die Radfahrer Rücksicht auf die ansässigen Schlangen und Eidechsen.
„Natürlich waren wir nicht begeistert von der Idee bei sommerlichen Temperaturen zu schwitzen und zu arbeiten. Aber am Ende eines langen Arbeitseinsatzes fanden wir es cool und es hat sogar Spaß gemacht der Natur zu helfen“, berichtete die Schülerin Paula Geppert aus dem Leistungskurs von Herrn Jung, Biologielehrer der Schule, die unmittelbar vor den letzten Sommerferien im Biotop zu Gange waren. Die typischen Tätigkeiten an so einem eher untypischen Unterrichtstag liegen u.a. in der Befreiung der alten Bahntrasse von pflanzlichem Überbewuchs. Besonders die ansässigen und wärmeliebenden Ringel- und Schlingnattern mögen es sich nach einem ausgiebigen Sonnenbad am Morgen auf die Jagd nach Insekten zu begeben. Im Auenbiotop macht es das neophytische Indisches Springkraut den heimischen Pflanzen schwer sich zu entfalten. Eigentlich nichts schlimmes, aber machen solche sich bildenden Monokulturen es den heimischen Insekten schwer über das ganze Jahr hin ausreichend Nahrung zu erhalten, wodurch diese invasive Art kontraproduktiv zur Biodiversität im Biotopverbund steht. Also entfernen die WvO-SchülerInnen auch diese Pflanze aus dem Biotop. Eine zusätzliche Aufgabe für die Lernenden besteht auch darin Tümpel auszuheben bzw. die bestehenden mit dem Spaten zu erweitern. Besonders Amphibien, wie Erdkröte und Grasfrosch, sind auf diese Kleinbiotope angewiesen, um sich fortpflanzen zu können. Die Hoffnung beruht natürlich auch darin, der sehr seltenen Gelbbauchunke in naher Zukunft wieder ein Heim zu schaffen.
Auch beim letzten Pflegeeinsatz vor den Sommerferien konnten auf der Bahntrasse gleich mehrere Ringelnattern von den Schülern gesichtet werden. „Man schützt nur das, was man kennt“, betont Lehrer Jung und verweist auf die Begegnung mit den schützenswerten Tieren vor Ort. Besonders diese lebendigen Begegnungen sind es, wodurch unsere Lernenden für den Naturschutz sensibilisiert werden. Durch die Arbeit vor Ort erhalten sie neben den, für das Biologieabitur nötigen Einblick in Ökosysteme, auch das Rüstzeug für ein nachhaltig geprägtes Leben nach der Schulzeit. „Wir sind daher sehr dankbar, dass wir in der Amdorfbachaue zusammen mit der Stiftung ein „grünes Klassenzimmer“ umsetzen, um bei unseren Schülerinnen und Schülern vielfältige Kompetenzen fördern und ausbilden zu können“, so Jung.
Natürlich sind die Pflegegruppen der einzelnen Biotope nicht auf sich allein gestellt. Für den Biotopverbund Amdorfbachaue hat der Diplombiologe Dr. Klaus Schmidt Handlungsempfehlungen für die Pflegemaßnahmen entwickelt. Bedingt durch die Hochwassergeschehnisse in den vergangenen Monaten betont Dr. Schmidt, „dass die Amdorfbachaue auch einen großen Teil in Sachen Hochwasserschutz für Dörfer, wie Uckersdorf und Burg leistet. Starkregenereignisse kann die Aue abfedern und so Leid der Bevölkerung entlang des Ambachs vermeiden.“
Insgesamt bildet der Biotopverbund ein anschauliches Netzwerk für die Funktionalität und Relevanz heimischer Ökosysteme für alle Beteiligten. Auch in den kommenden Jahren werden die Biologie- und Erdkundekurse der WvO wieder vor Ort aktiv sein und ihrer Arbeit nachgehen.